Wir sind dann mal weg...
Seit nunmehr 6 Jahren kochen wir auf der "Abel Tasman" - dem 100 Jahre alten Gaffelschoner von Marian und Jeroen aus Kampen. Hafengeburtstag, Kieler Woche, Hansesail Rostock, Sail Bremerhaven - wir sind dabei!
Anfangs war es nicht leicht sich Ansehen zu verschaffen, denn dort ist nur das Beste gut genug und ich musste mich erstmal gegen eine hervorragende Vorgängerin beweisen, was skeptisch beäugt wurde. Natürlich ging tatsächlich alles Mögliche schief, denn in einer 6 m² Küche für 120 Personen am Tag zu kochen - da hatte ich mich absolut überschätzt. Sowas muss man erst einmal erleben, dann erklärt sich das winzige graue Haar in meinem Schopf wie von selbst :-)
Im ersten Jahr lief also gefühlt alles drunter und drüber und wir hielten trotzdem nach einem 16 Std. Tag hochmotiviert die Arme ins Abwaschbecken, um das Geschirr für 120 Personen noch mal schnell drei Stunden lang zu säubern...Nun, man lernt dann doch mit den Jahren seine Kräfte einzuteilen und manche Arbeiten lieber auszulagern...
Heute hat sich die Küche wundersam zwar nicht vergrößert, doch wir haben viel gelernt - nicht nur zum Thema Kochen und Koordination, sondern auch zu Themen wie Respekt, Gemeinschaft und Verantwortung. Heute sind es nach wie vor lange Tage und Nächte, allerdings gut strukturiert und mit gegenseitiger Unterstützung. Als Neuling mit fremden Menschen auf so engem Raum zu leben musste auch erst gelernt werden - meine langjährige WG-Erfahrung half mir da nicht viel weiter. Zwar hat jedes Crewmitglied eine eigene Kabine - trotzdem verbringt man einige Wochen im Jahr miteinander auf begrenztem Terrain und teilweise bei - für Landratten ungewohnt "hoher" See.
Man muss sich das Vertrauen der anderen erarbeiten und zeigen, was man drauf hat - das geht nicht über Nacht. Doch ich bekam meine Chance, die Routine nahm zu und die Seekranheit überraschenderweise von Jahr zu Jahr ab. Unter Deck bei Windstärke 5-6 zu kochen ist schon ein Erlebnis kann ich sagen. Wenn selbst die Spülmaschine sich übergibt und man Seegang nicht nur durch das keine Bullauge sieht, Geschirr sich wie von selbst aus den Regalen bewegt und der eine oder andere Gast mit einer völlig neuen Gesichtsfarbe überrascht...Seeleute lachen darüber - ich übte mich in meiner Kajüte in verschiedenen Atemtechniken, die ich mittlerweile perfekt beherrsche!
Unstimmigkeiten werden bei Käse und Wein während nächtlicher Crewtreffen an Deck aus der Welt geschafft und man lernt so, nichts auf die lange Bank zu schieben. Denn ein reibungsloser Ablauf funktioniert nur, wenn der eine sich auf den anderen verlassen kann und wenn man gut zusammen arbeitet. So lernte man sich nach und nach kennen und schätzen.
in vier Tagen ist es also wieder so weit! Wir sehen voller Spannungg der Saison mit Einzelbuchern - , die das Schiff immer wieder auch als Stammgäste besuchen und auf Tagesfahrten und Törns begleiten - als auch den Firmen, die immer schon nach Ablauf einer Fahrt für das nächste Jahr vorbuchen - entgegen. Wir freuen uns auf die durchtrainierten Bootsmänner und -frauen (^^), auf die fleißigen Servicekräfte, ich persönlich freu mich auch auf John le Cate der aus dem fernen LE anreist um eine Mission zu erfüllen und auf Jeroen und Marian, die mittlerweile wie die anderen zur Familie wurden und die sich im letzten Jahr wie auch ein Teil der Crew zu unserer Geschäftseröffnung aus Holland auf den Weg - und mir so ein große Freude machten!
"Das Leben ist schön"...wie einst ein großer Cater zu sagen pflegte!